to top

Ein bayrisches Kochbuch zum Verlieben – auch für Nicht-Bayern

"Die neue Bayrische Küche" von Florian Lechner aus dem blv Verlag hält Klassiker genauso wie neue, moderne Interpretionen bereit. Die Anleitungen sind logisch, einfach und nachvollziehbar. Mit diesem Kochbuch kann jeder Herr der bayerischen Küche werden! Also: An Guadn!

Ihr sucht ein bayerisches Kochbuch? Dann seid ihr mit diesem hier perfekt bedient! Um in die Welt der bayrischen Küche einzutauchen, braucht es zuerst ein kurzes Kapitel, um aufzuklären: über die bayerische Lebensart, die Küchengeschichte und auch über bayrischen Spezialitäten, die sowieso in jedem der bayerischen Bezirke völlig andere sind! Wer den Fehler begeht Bayern nur als die oberbayrisches Postkartenidylle samt der entsprechenden Küche zu betrachten, dem entgeht ein riesiger kulinarischer Schatz! Das sage ich jetzt nicht nur, weil ich Oberpfälzerin bin. Aber wer möchte schon auf schwäbische Knöpfle, fränkische blaue Zipfel oder Oberpfälzer Fingernudeln verzichten? Also ich sicher nicht! Und wer diese Delikatessen einmal probiert hat, möchte sie in seinem Speiseplan auch nicht mehr missen. Soviel kann ich sagen!

Ein bayrisches Kochbuch mit Kult-Potenzial

Natürlich gibt es klassische bayrische Gerichte, die in einem guten Kochbuch über die bayrische Küche nicht fehlen dürfen. Der Erdäpfelkas zum Beispiel. Oder der Obatzda oder die Bayrisch Creme darf sowieso nicht fehlen. Trotzdem lebt die bayrische Küche – und das merkt man dem Kochbuch auch an – von ihrer Fähigkeit, sich anzupassen und aus wenigem, viel zu zaubern. Ein großer Irrtum ist zu glauben, dass die bayrische Küche fast nur aus fettigem Fleisch, Braten und Knödeln besteht! Allein weil Bayern über Jahrhunderte eher ein Fleck für arme Leute war, gibt es in der bayrischen Küche eine riesige Vielfalt an vegetarischen Gerichten. Auch der heute gern gebrauchte Trend „From-Nose-To-Tail“ war in der bayrischen Küche schon seit jeher selbstverständlich, weil es schlicht und ergreifend so wenig und so selten Fleisch gab. So jetzt aber genug der Begeisterung für die bayerische Küche!

Die neue Bayrische Küche: Fleischeslust mit Krautwickerl

Darf im bayrischen Kochbuch nicht fehlen: Fleischeslust mit Krautwickerl

Geprägt und gegenseitig beeinflusst, hat sich die bayrische Koche mit Sicherheit mit der österreichischen Küche. So ist die nicht nur kulinarische Nähe Süddeutschlands zu Österreich um ein Vielfaches deutlicher als zur Küche Norddeutschlands. Auch das ist eine Besonderheit, wahrscheinlich beharren eingefleischte Bayern auf den Weißwurstäquator, also die Donau. Der Fluss zieht eine mehr oder wenig ruhige, aber deutlich spürbare Grenze zur Küche in Rest-Deutschland. Wobei es auch kein Zufall ist, dass man sich auf den Weißwurstäquator beruft. Ist die Weißwurst doch eine typisch bayrische Angelegenheit und der Konsum ebensolcher mit vielerlei weiteren Eigenheiten und Traditionen verbunden. Allerdings lässt die bayrische Küche auch viel Experimentierfreude und Kreativität zu: Diverse Wiesenkräuter, Gewächse aus dem Vorgarten oder gar aus dem tiefsten Nadelwald und Bergregionen werden gern auf den Tisch gebracht. Unvergesslich und unglaublich fein sind zum Beispiel Hollerkücherl, Latschenkiefer-Topfenknödel, Gänseblümchen-Salat oder Brennesselsuppe.

Ein bayrisches Kochbuch, das Traditionen und Moderne auf dem Teller zusammenbringt

Bei der bayrischen Küche darf man wie beim bayrischen Dialekt nicht vergessen wie aufgeschlossen Fremden und weltoffen dieses Völkchen eigentlich immer war. Schon seit Jahrhunderten haben Begriffe und Gerichte aus anderen Ländern und Sprachen einen festen Platz bekommen. So gibt es den Parapluie, das Trottoir, vis-à-vis, Böfflamott, Palatschinken, Topfen oder Marillen. Französisches, Lateinisches, Italienisches, Ungarisches und Österreichisches hat sich im Sprachgebrauch und in der Küche eingebürgert und ist heute ein fester Bestandteil „bayrischer Küche“.

Und wer hat das alles einfach wunderbar zusammengetragen, schön dargestellt, Rezepte und kulinarische Eigenheiten wunderbar erklärt? Genau! Der Lechner Florian! Mit seinem Kochbuch „Die neue Bayrische Küche“ ist es ihm gelungen, das angestaubte, oft schwere, fast bewegungslose, alte Kulinarik-Image abzulegen. Lechner bringt frischen Wind in die bayrischen Klassiker, verrät einige Profi-Tipps und Lieblingsrezepte. Für mich ist es ein Dauerbrenner!“ Ich blätttere das Buch zu gern durch, probiere Gerichte aus und ganz nebenbei lese ich darin auch gern mal etwas über die bayrischen Eigen- und Gewohnheiten nach. Wer sich noch unschlüssig ist, dieses Buch gehört auf alle Fälle auf den Wunschzettel!

Fast vergessene Nachspeisen wie Hollerkücherl nach Florian Lechner sind eine wahre Offenbarung auf dem Teller.

Die neue Bayrische Küche mit einem Klassiker: Hollerkücherl

Darf im bayrischen Kochbuch auf keinen Fall fehlen:  Hollerkücherl

Ausprobiert und verbloggt haben wir den Tafelspitz, der einfach wunderbar war, das Radieserl-Pesto, das Knuspermüsli, die Bayerisch Creme. Allerdings haben wir auch einige Rezepte getestet und nicht verbloggt – einfach weil sie zu schnell verputzt waren, um noch Fotos davon zu machen.

Ein Manko muss zum Thema Kürbis noch erwähnt werden: Auf der Suche nach passenden Herbstgerichten habe ich im Rezeptregister nach „Kürbis“ gesucht und zwei Rezepte (jeweils mit Seitenzahl) gefunden. Allerdings habe ich dann vorne im Buch nur ein Rezept gefunden, das zweite Rezept war weder auf der angegebenen Seite noch auf den Seiten davor oder danach auffindbar. Das heißt: Für die 2. Auflage würde ich mir wünschen, dass das Buch noch einmal richtig lektoriert wird, damit auch alle Rezepte aus dem Register vorne zu finden sind und auch die Seitenzahlen stimmen. Dann wärs perfekt!

By the way: Sprachhistorisch betrachtet ist DER Butter und DAS Teller richtig! DIE Butter ist eine falsche Zuweisung des grammatikalischen Geschlechts aus dem Altgriechischem und Lateinischem ins Deutsche. (Quelle zum Nachlesen: http://www.mittelbayerische.de/bayern/dialekt/in-bayern-ist-noch-alles-in-butter-21710-art212969.html) Bayern verstehen das und können vielleicht aufatmen!

Das Buch „Die neue Bayrische Küche“ von Florian Lechner (Küchenchef im Moarwirt) ist 2013 beim blv Verlag erschienen und wurde mir vom blv Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt.

Das Buch könnt ihr hier bei Amazon bestellen*:

*Amazon-Affiliate-Link

Kommentar verfassen