Der Geruch nach frisch gemahlenem Kaffee ist für mich nicht zu toppen. Würde es Duftbäume mit einem vergleichbaren, natürlichen Kaffee-Duft geben, meine ganze Wohnung wäre damit tapeziert! Woran liegt es, dass man allein durch diesen wunderbaren Geruch in wunderbaren Erinnerungen schwelgt? Ich lehne mich aus dem Fenster und wage es, eine These aufzustellen. Ich denke, es liegt an der Umgebung, der Atmosphäre und dem Umfeld, in der Kaffee getrunken wird.

Kaffee trinken bei Oma war immer etwas Besonderes

Meine Erinnerungen an Kaffee gehen zurück auf den Kaffeegenuss meiner Oma. Grundsätzlich war Kaffee dabei immer ein Genussmittel, das liebevoll und aufmerksam zubereitet und in einer besonderen Gesellschaft getrunken wurde. So versammelten sich bei meiner Oma am riesigen Esstisch zur traditionellen Mittagspause die große Familie und alle Angestellten zum gemeinsamen Essen. Im Anschluss gab es immer einen heißen, frisch gebrühten Kaffee und süßes Gebäck. Als Kind habe ich natürlich auf den Kaffee verzichtet und lieber auf heiße Schokolade zurückgegriffen, aber den Duft nach heißem, frischem Kaffee liebe ich bis heute. Auch das Ritual habe ich wahrscheinlich schon als Kind verinnerlicht. Denn bis heute genieße ich meinen Kaffee gern mit Kuchen, Plätzchen oder Schokolade – und natürlich im Kreis meiner Lieben.

Das Kaffeekränzchen ist eine deutsche Erfindung

Kaffeetrinken und nette Gesellschaft – das sind zwei Dinge, die hervorragend zueinander passen. Deshalb gab und gibt es eine Kaffeehaus-Tradition, die diese beiden Komponenten perfekt miteinander verbindet. Jedes Land und jede Epoche hat dabei ihren eigenen Stil entwickelt. Man denke an die Wiener Kaffeehaus-Kultur des 19. Jahrhunderts, die gediegenen Cafés des bürgerlichen 20. Jahrhunderts in Deutschland, die lebhaften, italienischen Kaffee-Bars mit wirbelnden Baristi oder die heutigen Selbstbedienungs-Kaffee-Stores im lässig-trendigen Wohnzimmer-Chic mit WLAN. Traditionell trinken wir Deutschen unseren Kaffee mit deutlichem Abstand am häufigsten zum Frühstück zuhause oder nachmittags mit Besuch (rund 90 Prozent unseres Verbrauchs). Wir lieben unsere Kaffeetafel zuhause, wenn Geburtstag gefeiert wird, wenn Familie und Freunde vorbeischauen. Dann genießen wir unseren Kaffee. Und ich kann das verstehen. Ich liebe das heimische Kaffee-Ritual, bei dem wir uns am Esstisch oder Wohnzimmer versammeln, Kuchen oder Plätzchen essen, uns unterhalten, entspannen, der Kaffee duftet verführerisch und jeder genießt einfach.

Erst danach folgt der Kaffee-Konsum am Arbeitsplatz (rund 23 Prozent), in Cafés oder Kaffee-Bars gehen rund 10 Prozent des getrunkenen Kaffees über die Theke und in Gaststätten und Restaurants werden rund 7 Prozent des Kaffees verbraucht (Quelle: Brand Eins, Kaffee in Zahlen, Kaffeereport 2014 und Deutscher Kaffeeverband e. V.). Da wundert es nicht, dass das Kaffeekränzchen in Deutschland erfunden wurde (Quelle: Kaffee – Die kleine Schule, von C. Teufel/ S. Clauss, erschienen 1998 im Zabert Sandmann Verlag). Wir sind es schließlich gewohnt und lieben das Ritual, des gemeinschaftlichen Kaffeetrinkens. Dabei trinken wir am liebsten und häufigsten Filterkaffee, er macht etwa 73 Prozent des verkauften Kaffees in Deutschland aus, danach folgt mit rund 16 Prozent Bohnen für Kaffeevollautomaten und 10 Prozent Kaffee-Pads oder -kapseln. (Quelle: Deutscher Kaffeeverband e. V.)

Fakten über Kaffee – Wir trinken mehr Kaffee als Mineralwasser oder Bier

Hier habe ich euch einige interessante Fakten zum Thema Kaffee zusammengestellt. Einiges davon ich hat mich überrascht – ich hoffe, ihr entdeckt auch noch etwas Neues:

Fakten zu unserem Kaffeekonsum:

• Kaffee ist in Deutschland mit 165 Litern (Kaffeeverbrauch pro Kopf im Jahr 2013) das mit Abstand beliebtes Getränk und beliebter als Wasser (140 Liter) oder Bier (107 Liter)
• Größter Kaffeeproduzent ist Brasilien, danach folgt Vietnam, dann Kolumbien
• Die weltweit am häufigsten angebauten Kaffeebohnen sind Arabica-Bohnen (rund 65 Prozent) oder Robusta-Bohnen (rund 35 Prozent)
• Arabica-Bohnen enthalten nur rund halb so viel Koffein wie Robusta-Bohnen
• Kaffee wird fast nur in Handarbeit angebaut und geerntet
• rund 70 Prozent des weltweit angebauten Kaffees kommt aus kleinbäuerlichen Betrieben
• der deutsche Kaffeemarkt ist der drittgrößte weltweit (nach den USA und Brasilien)
• Deutschland hat weltweit den höchsten Qualitätsstandard für Kaffee
• Die Deutschen verbrauchen mit rund 7,3 Kilogramm Rohkaffee jährlich pro Kopf mehr Kaffee als Franzosen (5,4 kg), Italiener (5,6 kg), als der EU-Durchschnitt (4,84) und als US-Amerikaner (4,2 kg)
• Den meisten Rohkaffee weltweit pro Jahr und Kopf verbrauchen die Finnen (12 kg), die Österreicher (9 kg) und die Norweger (8,7 kg), danach folgen Dänemark und Schweden
• Kaffee enthält über 800 verschiedene Aromen
• Das Kaffee-Aroma kann bis heute nicht künstlich hergestellt werden
• Der Dallmayr Prodomo-Kaffee feiert 2014 seinen 50. Geburtstag
• Der Kaffeepreis ist im Vergleich zu den Nachkriegsjahren in Deutschland sehr niedrig. Ein Vergleich zeigt: 1958 musste ein Arbeiter über 4 Stunden arbeiten, um 500 Gramm Kaffee zu kaufen. Heute muss ein Arbeiter rund eine Viertelstunde für 500 Gramm Kaffee arbeiten.
• Die Einnahmen aus der Kaffee-Steuer in Deutschland liegen bei etwa 1,1 Mrd. Euro pro Jahr

Quellen: Deutscher Kaffeeverband e. V., Alois Dallmayr KG, Kaffee – Die kleine Schule, von C. Teufel/ S. Clauss, erschienen 1998, Zabert Sandmann Verlag

Welches Getränk würdet ihr gern mal als unser Getränk des Monats sehen?