Ich habe Petra Polzer, Autorin und Hobby-Imkerin vom Bienenkoerble, über eines meiner Lieblings-Lebensmittel befragt: Honig. Im Interview mit Dinner4Friends erklärt die leidenschaftliche Hobby-Imkerin wie Verbraucher gute Qualität erkennen und warum sich der demografische Wandel auch auf den heimischen Honig auswirkt.
Dinner4Friends: Hallo Petra, was fasziniert dich am Imkern?
Petra Polzer: Das Arbeiten mit den Bienen ist sehr naturverbunden, plötzlich sah ich die Welt mit anderen Augen. Es ist für mich der perfekte Ausgleich zur Arbeit am Schreibtisch. Sobald ich den Imkerschleier aufsetze, bin ich in einer komplett anderen Welt. Ich konzentriere mich ganz auf die Bienen, auf die Arbeiten, die zu verrichten sind und damit fällt der Stress des Alltags von mir ab. Wenn die Gedanken abschweifen, merken das die Bienen sofort. Da dadurch Fehler passieren, setzen die Bienen stichhaltige Argumente dagegen ☺ Heute wird viel von Entschleunigung geredet, die Arbeit an den Bienen ist genau dies! Außerdem lernt man nie aus. Wir haben sehr erfahrene Imker in unserem Kreis, die fünfzig Jahre und mehr imkern. Ich habe schon oft von ihnen gehört: „Das habe ich noch nie erlebt.“ Es ist faszinierend, welche Wunder es im Bienenvolk gibt und wie großzügig die Natur damit umgeht. Honig ist das eine, die Bienen liefern weitere Bienenprodukte wie Wachs, Pollen, Gelee Royal und Propolis, aber so weit möchte ich heute nicht ausholen. Wer sich hierfür interessiert, kann auch einmal unter www.propolis-honig.de reinschauen und vieles darüber erfahren.
Honig liefert Energie, Mineralien und Vitamine und noch viele andere wertvolle Inhaltsstoffe
Dinner4Friends: Warum ist Honig ein wertvolles Lebensmittel?
Petra Polzer: Honig ist ein vollkommen naturbelassenes Produkt. Sogar die Honigverordnung sagt, dass dem Honig nichts hinzugefügt oder entnommen werden darf. Honig besteht aus rund 180 verschiedenen Inhaltsstoffen, je nach Sorte ist die Zusammensetzung anders. Ein hoher Anteil an natürlichem Trauben- und Fruchtzucker macht ihn zu einem zuverlässigen Energielieferanten. Sogar der Bezwinger des Mount-Everest, Sir Edmund Hillary, hatte fünf Pfund Honig auf seiner Erstbesteigung mit dabei und tanke daraus die nötige Kraft für diese Strapaze. Neben stärkenden Kohlehydraten beinhaltet der Honig diverse Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren, Spurenelemente, Säuren, Enzyme und Wirkstoffe, die Entzündungen hemmen. Man sagt dem Honig eine entgiftende Wirkung nach, da er den Stoffwechsel anregt – und dabei auch noch so lecker!
Ist Honig eigentlich gleich Honig?!?
Dinner4Friends: Welche Qualitätsunterschiede gibt es beim Honig?
Petra Polzer: Grundsätzlich unterscheidet man zwischen den Blüten- und den Honigtau-Honigsorten. Es gibt viele Blüten-Honigsorten wie zum Beispiel Rapshonig, Lindenblütenhonig, Löwenzahnhonig, Kastanienhonig, Akazienhonig und viele mehr oder Honigtauhonige wie Wald- oder Tannenhonig. Blütenhonige stellen die Bienen aus dem Nektar der Blüten her und beginnen dabei bereits in den ersten Frühlingstagen mit der Weide- oder der Haselnussblüte. Der Honigtau-Honig wird später im Jahr vom stärkehaltigen Honigtau auf Bäumen gewonnen. Blütenhonige sind normalerweise heller und lieblicher und haben mehr Süßkraft als die dunkleren Honigtau-Honige mit würziger Note. Es ist jedoch eine Frage des persönlichen Geschmacks und darüber lässt sich nicht streiten.
Ein qualitativ hochwertiger Honig wird schonend gewonnen und ist nicht wärmebehandelt, denn hierbei gehen die gesunden Enzyme und Inhaltsstoffe verloren. Der wichtigste Unterschied ist für mich jedoch das Ursprungsland.
Wie Verbraucher guten Honig erkennen
Dinner4Friends: Wie erkenne ich als Verbraucher guten Honig?
Petra Polzer: Aufmerksam sollte man zunächst einmal schauen, woher der Honig kommt. Auf den Gläsern steht oft der Hinweis: „aus EU- und Nicht-EU-Ländern“. Weltweit große Honiglieferanten sind Brasilien, China, Mexiko und osteuropäische Staaten wie zum Beispiel Rumänien. Hand aufs Herz: Vertraust Du da wirklich auf die Qualität?
Honig beim lokalen Erzeuger oder in einer Bio-Imkerei zu kaufen, das lohnt sich auf jeden Fall. Wenn der Imker dann noch seinen Honig in einem Glas des Deutschen Imkerbundes verkauft, darf man sich auf ein Qualitätsprodukt verlassen. Dieser Imker ist Mitglied des Imkerbundes, sonst könnte er die sogenannten Gewährstreifen nicht am Glas anbringen. Außerdem unterstützt jeder Käufer damit den Beitrag für unsere Natur, die der Imker an seinem Standort leistet. Albert Einstein hat einmal gesagt: „Wenn die Bienen von der Welt verschwinden, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben.“ Die Bienen übernehmen mit ihrer Bestäubungsleistung einen ganz wichtigen Beitrag zur Ernährung und zum Erhalt der Biodiversität, auch darüber solltest Du beim Honigkauf nachdenken.
Viele Menschen denken, dass kristallisierter Honig – also Honig, der Zuckerkristalle gebildet hat und sich kaum mehr aus dem Glas holen lässt – qualitativ minderwertig ist. Das stimmt aber nicht: Genau das Gegenteil ist der Fall, denn dies ist der Beweis dafür, dass der Honig nicht wärmebehandelt wurde und somit ewig flüssig bleibt. Vorsichtig bis max. 40 Grad kann der Honig im Wasserbad wieder flüssig und streichfähig gemacht werden.
Honig selbst imkern als Hobby – hier gibts Hilfe und gute Tipps
Dinner4Friends: Wohin wende ich mich, wenn ich mich für das Thema Imkern interessiere und mir erste Tipps und Infos holen möchte?
Petra Polzer: Da empfehle ich, sich an den nächsten örtlichen Imkerverein zu wenden. Meist rennt man offene Türen ein, denn die Vereine haben tatsächlich mit dem demografischen Wandel zu kämpfen und sind für Menschen, die sich für dieses schöne Hobby interessieren, sehr dankbar. Viele Vereine bilden auch Jungimker aus, wobei sich das „jung“ nicht auf das Lebensalter bezieht, sondern auf jemandem, der sich „neu“ mit dem „Bienenvirus“ infiziert hat. Dem kann geholfen werden!
Viele Infos gibt es beim Deutschen Imkerbund unter www.deutscherimkerbund.de, und als Mitglied des Kreisverbandes im Landkreis Freyung-Grafenau möchte ich natürlich auch auf unsere Homepage www.imker-frg.de hinweisen.
Dinner4Friends: Petra, wie bist du eigentlich Imkerin geworden?
Petra Polzer: Das ist eine lange Geschichte: Eines Tages machten mein Mann und ich einen Spaziergang am Wald. Da stand so eine Art Hexenhaus, aus dem gerade ein älterer Mann herauskam. Als er uns sah, gestikulierte er wild und sagte auf niederbayerisch so was Ähnliches wie „Kommt`s eini“. Das sahen wir als Einladung an und schon waren wir im Bienenhaus, wo es wundervoll nach Honig und Propolis roch und die Luft vom Summen erfüllt war. Er riss einen Kasten auf und drückte mir eine bienenbesetzte Wabe in die Hand. Das Vibrieren ging auf meinen Arm über und ich fühlte mich selbst wie auf Flügeln. Der Mann erzählte uns etwa zwei Stunden etwas, ich verstand nicht viel, aber das, was ich verstand, machte mich neugierig und so schlichen wir in der nächsten Zeit immer wieder um das Bienenhaus herum. Im Jahr 2007 zog ich von Stuttgart nach Freyung um. Die erste Aktion war, uns für den Kurs „Imkern auf Probe“ anzumelden. Zwei Jahre lang wurden wir von erfahrenen Imkern bei allen Tätigkeiten am Bienenvolk begleitet und auf die verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet. Für die theoretischen Einheiten drückten wir am Landwirtschaftsamt in Deggendorf oder am Staatsgut und Bienenprüfhof Kringell immer wieder die Schulbank, um unsere Ausbildung zu absolvieren. Seither haben wir – je nach Jahreszeit – bis zu 15 oder mehr Völker.
Dinner4Friends: Danke Petra für das tolle Interview! Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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